Gerhild Stoltenberg
Überall bist du
Oh, was für ein schöner Roman. Gerhild Stoltenberg hat mich damit beglückt. Wie Martha sich erst in Tom verliebt, sich ziemlich lange über seine Unzulänglichkeiten hinwegtäuscht und schließlich in abgrundtiefen Liebeskummer verfällt – so poetisch, leicht und dennoch voller Mitgefühl hat mir die Geschichte einer vergangenen Liebe noch niemand erzählt.
Trost findet Martha bei drei ganz besonderen Kindern: Oskar, Nippon und Beppi. „Ich sah mir den roten Zettel an der Ampel an. Jemand hatte eine lustig lachende Frau mit Schirm und Köfferchen darauf gemalt und dazu geschrieben: ‚Wo bist du, Mary Poppins? – Beppi, Nippon und Oskar suchen dich. Bitte melde dich.’ ‚Da bin ich’, sagte ich ohne nachzudenken.“
Dennoch, der Schmerz über Tom, der sich nicht mehr meldet, sitzt tief und selbst die drei Jungen, Spielplatz- und Zoobesuche können nicht helfen. Martha muss erst nach Belgrad reisen, ehe sie wieder zu sich selber findet.
Über ihrer Trauer schwebt immer eine sanfte, luftige, pastellfarbene Wolke. Kein Wunder, denke ich: Denn wen die Liebe abhängig macht, der findet ja, sobald sie vorbei ist, sich selbst. Das muss eine Schriftstellerin erst einmal hinbekommen: ernst und dennoch locker über eine verlorene Liebe zu schreiben.
Unbedingt lesen: Ein sooo tröstlicher Entliebungs-Roman
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Gerhild Stoltenberg „Überall bist du“ Atlantik, 270 Seiten, 20 Euro ISBN 978-3-4556-0059-9 |
Veröffentlicht am: 11. April 2017 unter ROMANE.
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