Sibylle Knauss
Das Liebesgedächtnis
Manchmal ist es ein großes Glück, dass Verlage mir ungefragt Bücher zusenden. „Das Liebesgedächtnis“ war eine Empfehlung. Der Verlag mir bis dato unbekannt. Und wie dankbar bin ich für dieses kluge Buch, das mich nicht nur erfreut, sondern auch nachdenklich gestimmt hat.
Wir, Frauen jenseits der 50, hadern immer mit dem Mangel an guten Männern. Die Guten sind alle weggefischt. Übrig nur die Fehlerhaften. Beate, die Protagonistin von Sibylle Knauss Roman hat einen anderen Blick.
Sie verliebt sich mit 69 und zwar so richtig. In jungen Jahren würde man „unsterblich“ sagen. Nicht aber, wenn, wie bei ihr, der Gedächtnisverlust voranschreitet und das Ende immer mitgedacht werden muss. Um das Schöne, das sie mit dem Mann erlebt (Gespräche, sonst erst einmal nichts) nicht zu vergessen, hält Beate es auf ihrer Festplatte fest. Heißt: Sie schreibt es im PC auf.
Glück für uns Lesende, denn es entstand eine zarte, anrührende Liebesgeschichte. Wunderbar, diese langsame Annäherung. Aus diesem Roman spricht Lebensweisheit: Es geht um die Ängste, Bedenken, ja und auch um die Vorteile, die eine späte Liebe hat. Denn wir suchen ja nun keinen Partner mehr für ewig, keinen für Zusammenleben und Kinderkriegen, mit dem es weitgehende Übereinstimmungen geben muss, um eine gemeinsame Zukunft aufzubauen. Wir suchen jemanden für Jetzt. Vielleicht gar nicht aussichtslos.
Unbedingt lesen, wenn Sie sich noch einmal verlieben wollen.
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Sibylle Knauss „Das Liebesgedächtnis“ Klöpfer&Meyer, 190 Seiten, 20 Euro ISBN 978-3-8635-1092-3 |
Veröffentlicht am: 25. September 2015 unter ROMANE.