Vaddey Ratner
Im Schatten des Banyanbaums
Wir bereisen Thailand, Bali, Vietnam und inzwischen auch Kambodscha. Für uns Westeuropäer sind es asiatische Idyllen, voller Sanftmut, Gelassenheit und Harmonie. Dabei ist es erst 40 Jahre her, dass Kambodscha von den Roten Khmer niedergemetzelt wurde.
Genau von den Jahren 1975 bis 1979 erzählt Vaddey Ratner in ihrem Roman, der auf dem beruht, was sie als Kind erlebte. Erst einmal war es für die kleine Raamie eine ungetrübte Kindheit: eine schöne Mutter, ein einflussreicher, gebildeter Vater, eine Amme, Wohlstand, behütet sein, ein Leben voller Poesie. Das zerstört brutal die Revolution der Kommunisten.
Die siebenjährige Raamie versteht nichts von Klassenkämpfen und gesellschaftlichen Veränderungen. Sie muss voller Schmerz erleben, wie ihr abgöttisch geliebter Vater abgeführt wird, muss zu verstehen lernen, was es heißt, aus einer dem Königshaus verwandten Familie zu stammen.
Vaddey Ratner beschreibt den Schmerz mit großer Eindringlichkeit. Sie liebt ihr Heimatland, dass sie 1978 verlassen konnte. Sie hat es all die Jahre in ihrem Herzen bewahrt, denn nur mit Liebe kann sie die Landschaften, die Pflanzen und Düfte und das freundliche Miteinander der Menschen beschreiben. Umso grausamer stehen dazu der Gegensatz von Flucht, Lagerleben, Hunger, Tod und das Auseinanderreißen der Familie.
Der Roman wird bestimmt durch die Achtung ihren Eltern gegenüber, denen sie damit ein liebesvolles Denkmal setzt. Vaddey Ratner lebt heute in den USA, wohin sie mit ihrer Mutter fliehen konnte.
Übrigens: Ein Banyanbaum ist ein Riesending mit bis zu 20 Metern Höhe, der durch seine Luftwurzeln unglaubliche Ausmaße erreicht.
Unbedingt lesen vor, während oder nach einer Reise nach Kambodscha oder wenn Sie durch einen Roman mehr über das Land erfahren wollen.
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Vaddey Ratner „Im Schatten des Banyanbaums“, Unionsverlag, 381 Seiten, 21,95 Euro ISBN 978-3-293-00470-2 www.unionsverlag.com |
Veröffentlicht am: 13. März 2014 unter ROMANE.